Freitagabend hatte ich mich mit Eleony und Maridel von TISAKA, eine Organisation, die seit 18 Jahren Frauen und Mädchen, die misshandelt werden hilft. Sie betreiben auch Aufklärung in armen abgelegenen Vierteln und Dörfern. Zudem gehen sie in die entsprechenden Etablissements, um Kondome zu verteilen und Hilfe anzubieten beim Ausstieg. Speziell wenden Sie sich aber auch an die minderjährigen Mädchen und Jungen und versuchen, diese möglichst schnell mit Hilfe der Polizei rauszuholen. Das muss dann schnell gehen und die Mädchen kommen auf diese Weise oft ins Malisa Home.
Eleony und Maridel sind selbst betroffene. Eleony hatte schon ein kleines Baby, als sie immer noch als Prostituierte Geld verdiente. Wie kommt man dazu? Als 17 jährige ging sie oft nicht zur Schule, eine Freundin erzählte ihr, in der Stadt könnte man viel Geld verdienen. Später kamen Drogen hinzu, aber das Baby half ihr, Verantwortung zu übernehmen und auszusteigen. Inzwischen ist sie nicht nur Leiterin der Organisation, die von World Vision und Plan u.a. unterstützt wird, sondern sie wird nächstes Jahr ihr Abitur machen und dann als Sozialarbeiterin eine Ausbildung machen.
Ein ähnliches Schicksal teilt Maridel. Eine Tante hatte eine Art Bar und dort sollte sie arbeiten. Sie gaben ihr wohl Alkoholdrinks und dann sollte sie tanzen. Es war aber eher Poledance und auch sie wurde drogenabhängig. Schließlich heiratete sie einen Moslem, konvertierte zum Islam. Trennte sich wieder und zieht 3 Neffen auf.
In der Nähe der TB Klinik ist die Zufluchtsstätte gelegen, ein kleines ordentliches traditionelles philippinisches Haus mit Garten und hohem Zaun, Männer können nicht rein.Es heißt Belen, das philippinische Wort für Krippe. Ich finde das sehr passend. 24h an 7 Tagen geöffnet, viele ehrenamtliche Helfer. Sie haben inzwischen ein großes Netzwerk. Nach jahrelanger Arbeit können sie nun auch relativ zuverlässig mit der Polizei zusammenarbeiten. Wenn sie beispielsweise in einer Bar ein minderjähriges Mädchen sehen, dann wenden sie sich an die Polizei. Diese muss dann das Mädchen dort herausholen und TISAKA bringt sie unter, manchmal eben im Malisa Home. Zugleich können sie Prostituierten und Aussteigerinnen nicht nur Unterschlupf gewähren, sie helfen auch bei weiteren Schritten und wissen, an welche Instanz sich Betroffene wenden müssen.
Dieses Wissen sollte mir sehr bald nützlich werden!
Nächste Woche werde ich mit ihnen abends losziehen.
Am Samstag habe ich mich auf den Weg zum Malisa Home gemacht.
Ich übernachte netterweise bei einer philippinischen Familie. Wir fuhren mit dem Bus. € 2,00 für 4 Personen!
Im Malisa Home wurde ich freudigst begrüßt. Brenda leitet das Haus, es gibt mehrere Hausmütter, die sich in Schichten abwechseln und eine Gärtnerin. Das Haupthaus wird gerade restauriert und etwas umfunktioniert. Es entstehen 2 größere Schlafsäle für nochmal 16 Mädchen. Zur Zeit sind 16 Mädchen im Haus. Die jüngste 10 Jahre, die älteste 18.
Die Mädchen, die schon lange keine Schule mehr von innen gesehen haben, bekommen dort auf dem Gelände einen sog. alternative lesson. Diese schließt mit einer Prüfung ab, dann können sie auf staatliche Schulen wechseln. Es wird auch versucht, staatliche Unterstützung zu bekommen.
Am Samstag Morgen war die Psychologin für einige Mädchen zur Therapie vor Ort.
Den Mädchen ist oberflächlich nicht das Trauma anzumerken. Sie singen und tanzen, lieben Karaoke, Spiele und erledigen alle Pflichten, die eine große Familie so mit sich bringt. Nur 2-3 Mädchen von damals waren noch im Haus. Die anderen haben es zum Teil geschafft, einen Beruf zu erlernen, wenige schaffen es aufs College und einige gehen zurück zu ihren Familien.
Sie waren absolut erfreut über die Kleinigkeiten, die ich mitbrachte: Perlen für Armbänder, ein Wasserball, ein 1000 Teile Puzzle von Sandra, ein CD Player und verschiedene CDs mit Zumba und Pop Musik. Auch die Drumsticks wurden bestaunt, leider waren sie heute im office und Brenda hat den Schlüssel, so konnte ich nicht einen Song einstudieren.
Aber sie haben inzwischen einen Computer mit CD Fach und integriertem Lautsprecher, da kann man die Musik abspielen. Allerdings ohne Internet. Ein paar Songs und Zumbatanzchoreos haben sie sich runtergeladen und können dies dann als Vorlage verwenden. Im neuen Haus soll es einen Computerraum geben.
Ein bisschen Zumba hatte ich mit ihnen gemacht. Allerdings hat noch besser geklappt, mit ihnen das Lied Chöre von Mark Forster einzustudieren. Ich habe etwas von dem Film erzählt und die englische Übersetzung haben sie auch, sie hatten richtig Spaß dran und so haben sie ein neues deutsches Lied, was sie präsentieren können! ☺
Gestern habe ich auf der Wiese noch ein Fangspiel mit ihnen gespielt und habe versucht, mich nicht gleich fangen zu lassen.
Nachmittags haben sie mir gebackene Bananen gebracht, war lecker!
Die Zeit ging schnell um, denn zum Abendessen war ich verabredet. Direkt am Meer, Fischerboote, leckeres philippinisches Essen.
Heute morgen konnte ich im Pazifik schwimmen und am Meer frühstücken!
Dann bin ich nochmal zum Malisa Home gelaufen, habe mit den Mädchen gesungen, ein paar Tänze angeschaut und dann mit ihnen zu Mittag gegessen. Einfaches, aber leckeres Essen mit Gemüse aus dem Garten, Hühnchen. Ein Mädchen hat gekocht.
Andere mussten abräumen abwaschen. Große Aufregung gab es zwischendurch : eine Schlange kam zwischen den Töpfen zum Vorschein. Sie wurde ins Jenseits befördert und dennoch genau angeschaut, ob sie auch wirklich nicht mehr gefährlich werden kann.
Als Snack hatte ein Mädchen noch einen Kürbispfannkuchen in Öl gebacken, war sehr lecker.
Ein Mädchen wollte mir ihr persönliches Album zeigen. An Weihnachten haben sie sich alle schick gemacht, sah richtig toll aus. Dabei war ein Rezept mit antipsychotischen Medikamenten und Antidepressiva. Sie erzählte, dass sie drogenabhängig war und auch iv Drogen nahm. Diese haben sie sehr beeinträchtigt, dass sie sich nicht in das Haus integrieren konnte. Sie hatte sich auch selbst verletzt. Mit der Zeit wurde es besser, sie konnte wohl auch die Tabletten reduzieren. Sie ist sehr froh und dankbar, dass sie im Malisa Haus die Chance zurück in ein normales Leben finden kann.
Sie gab mir auch im Namen aller Mädchen einen Dankesbrief an Sandra und ein Armband mit!
Leider geht die Zeit immer viel zu schnell vorbei und ich musste mich dann verabschieden.
Ich schwamm noch etwas im Meer und genoss die zur Zeit spärlichen Sonnenstrahlen, bevor es im Jeepney wieder zurück nach Cagayan de Oro ging.